Santa Elena, Venezuela

Ja, die Steppen waren heiss, weit und langweilig. Es ging geradeaus, fuer Tage und Tage. Vorbei an kleinen Orten und abgelegenen Restaurants in der Mitte der Einoede.

Jeden Morgen spielte ich mit dem Gedanken die Strecke ueber Caracas und entlang der Kueste zu nehmen. Ein wenig weiter und weitaus gefaehrlicher (wie alle sagen) aber vielleicht interessanter.

Immer wieder haben die Leute von einem Japaner geredet der vor vier Tagen die gleiche Strecke gefahren ist. Nach einer Weile waren es dann nurnoch zwei Tage Vorsprung und dann, in einem weiteren Ort aus Holzhuetten, stand er ploetzlich vor mir. Ken (sehr viel einfacher als der japanische Name) ist im Juni 2008 in Alaska gestartet und jetzt, wie ich, auf dem Weg nach Santa Elena und zur brasilianischen Grenze. Was fuer ein Glueck, einen Reisepartner war genau was ich jetzt brauchte. Vor uns lagen 2000 Km gemeinsames Leid. Eine Woche lang ging es durch die sich kaum aendernde Landschafft. Wir schliefen in Militaerposten, Krankenstationen und kleinen Restaurants. Um Essen brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Eine Einladung taeglich war die Regel, vier Mahlzeiten das Maximum. Durch Sonne, Staub und die vielen spendablen Passanten stieg unser Konsum von Cola auf bis zu drei Liter pro Person pro Tag. Die Polizei errichtet Strassensperren an den Hauptverkehrsrouten und kontroliert mehr oder weniger gruendlich die Frachtpapiere der hunderten LKWs die heir die Strassen herunter sausen. Es kam nicht selten vor dass wir zu einem Glass „konfiszierter“ Cola eingeladen wurden, bevor uns erlaubt wurde die Sperre zu passieren. Einmal mehr stieg ein Laecheln in mein Gesicht als ich die Bruecke ueber den Orinoco Fluss vor mir sah. Das war Ciudad Bolivar, die erste richtige Stadt nach fast zwei Wochen und, und das ist wichtig, ein richtiges Bett. Nach Stunden im Internetcafe, Kilos von Kornflakes und einigen Tagen ohne Rad ging es weiter. Gleiche Strasse, gleiches Bild. Zum Anfang der Osterferien hatte der Verkehr zugenommen und die Polizei war noch presenter als ohnehin schon. Die vielen Bunten Stempel in unseren Reisepaessen sorgten an diesen Stellen immer wieder fuer Erstaunen und ich haette meine Schwester mit hunderten Venezuelanern verheiraten koennen, nachdem ich die Fotos meiner Familie herum gereicht hatte die ich in meinem Tagebuch mit mir herum trage. Es war nicht vor Km 88 (nach Km 33 und Km 56 der groesste Ort auf der Strecke) als die Landschafft eine dramatische Aenderung erfuhr. Nach einer 40 Km Steigung waren wir in der „Gran Sabanna“, dem venuelanischen Naturhighlight und der Heimat der hoechsten Wasserfaelle der Welt (nicht in der Trockenzeit) und Roraima, einem der Treffpunte fuer Bergtrekking Fans aus der ganzen Welt. In den Osterferien ist die Gran Sabanna zudem das Ausflugsziel fuer tausende Campingfreunde und Kurzzeiturlauber aus ganz Venezuela. Eine fuenf Tage Wanderung auf einen 2500 Meter hohen Bberg stand bis dahin nicht auf meiner „to do Liste, aber da die Angel Falls Touren wegen Wassermangel ausgefallen sind, warum nicht. Bepackt mit drei Kilo Nudeln, Zelt und Wanderschuhen ging es von San Francisco auf ein fuenf Tage Bergwanderabenteuer. Diesmal hatten die Vorhersagen gestimmt. Es was „Das Highlight“ in Venezuela. Die letzten 70 Km zur brasilianischen Grenze waren wie eine Erholungsphase. Hier, in Santa Elena de Uairen trennen sich nun nach fast einem Monat unsere Wege. Fuer mich geht es nach Brasilien und Ken wird nach Kolumbien zurueckkehren um die Panamericana bis nach Chile zu fahren. Nur noch eine nuetzliche Information zum Abschluss. Wenn ihr mal wieder den Bus nehmen muesst, weil ihr das Benzin nicht bezahlen koennt, kommt doch nach Venezuela. Der Literpreis liegt hier bei 0,01 Euro (ein Cent/ Liter) und ich habe die Benzinflasche fuer meinen Kocher fuer 0,002 Euro aufgefuellt.