Lille, Frankreich

Wenn ich irgendwann einmal ein Buch schreiben werde, wird es wohl so anfangen:

Es ist acht Uhr morgens, die Sonne steigt feuerrot über die ersten Bergwipfel empor, das Fahrrad ist bepackt und ich Rolle schon seit einer Stunde über eine breite Strasse Richtung Osten. Das ist wohl das normale Bild das man mit einer solchen Tour verbindet…

… es hat die ganze Nacht geregnet. Der heftige Sturm hat mich um sechs Uhr aus dem Schlaf gerissen. Der Himmel war, soweit es zu erkennen war, verhangen und grau. Bis alle Taschen verstaut waren, waren meine Sachen bereits durchnässt.

Der Gegenwind peitschte mir den Regen ins Gesicht. Selbst auf den bergab Passagen musste ich kräftig in die Pedalen treten um nicht stehen zu bleiben. Der immer wieder plötzlich auftretenden Seitenwind drückte mich ein ums andere Mal in den unbefestigten Seitenstreifen. Der Berg, den ich seit, so fühlte ich jedenfalls, einer Stunde zu bezwingen versuchte, schien noch ein Stück höher und etwas steiler als der, den ich gerade hinter mir gelassen hatte. Die Kilometerangaben hatten sich auf dem letzen Stück lediglich hinter dem Komma geändert. Die icht auf windfreie Waldstücke wurde von der Gischt vorbeisausender LKW vertrieben.

An diesem Tag fuhr ich 70 Kilometer von Blaken in Belgien bis nach Lille auf französischem Boden.

Am Abend, es wurde schon langsam dunkel, kam das Glück dann doch noch. Am Bahnhof traf ich zufällig einen Franzosen der gerade aus Paris angereist war. Nachdem wir erfahren hatten dass die Jugendherberge geschlossen ist, hat er mich kurzerhand in seine WG eingeladen. Jetzt sitzen wir am Wohnzimmertisch und warten aufs Abendessen.

Bis nach Calais sind es noch 120 Kilometer. Morgen werde ich das wohl nicht schaffen. Die nächsten Nachrichten gibt es dann von der Insel.