Fort William, Schottland

Heute war der härteste Tag auf der gesamten Tour. Gleichzeitig war es auch der Überraschendste und am Ende vielleicht der Beste.

Nachdem ich die letzten Tage bei Schnee und Regen gezeltet habe, bin ich heute morgen in einem feuchten Zelt mit einem feuchten Schlafsack aufgewacht. Die Temperaturen waren in den letzten Tagen kaum über den Gefrierpunkt gestiegen und bei diesen Temperaturen besteht wohl keine irgendetwas zu trocknen. Weil ich nur noch wenig Geld habe beschränkte sich mein Frühstück auf eine Tasse Tee.

Die schottischen ‚Highlands‘ zu „durchklettern“ war heute kein großer Spaß. Es glich mehr einem Kampf gegen den heftigsten Wind den ich jemals gegen mich hatte, den heftigsten Regen und ein paar der steilsten Steigungen. In den ‚Highlands‘ gibt es keine Bäume, keinen Schutz gegen Wind und Regen. Jedes stoppen der Pedalen wurde bestraft. Es war, als würde ich rückwärts fahren. Den ganzen Tag habe ich keine Sonne gesehen und nach ein paar Minuten in diesem Wetter konnte ich bereits das Wasser in meinen Schuhen hören.

Nach einer Stunde unaufhörlichen Kletterns sah ich einen kleinen Wohnwagen der Snacks an die vorbeifahrenden Touristenbusse verkaufte. Ich wurde auf einen Kaffee eingeladen und auf ein Frühstücksbrot mit frisch gebratenem Speck. Als ich mich verabschiedete wurde mir noch etwas Schokolade zugesteckt. „Für die Energie unterwegs.“

Nach drei weiteren Stunden in denen ich die 10 Km/h Marke nie überschritt, geschah es plötzlich. Das Treffen das diesen Tag verändern sollte. Am Horizont, mitten im Nichts, sah ich eine Gestallt. Ein einsamer Wanderer auf dem Weg in den nächsten Ort. Ich stoppte mein Rad (was bei dem Gegenwind nicht so schwierig war) und wir unterhielten uns kurz.

Er lud mich ein, im nächsten Restaurant eine Pause einzulegen und mit ihm zu Mittag zu essen. Ich war so erschöpft dass es mir schwer fiel die Gabel festzuhalten. Am Ende gab er mir etwas Geld um die Nacht in einer Herberge zu verbringen und meine Sachen zu trocknen. Mit neuer Energie fuhr ich die letzten 25 Kilometer an diesem Tag in knapp einer Stunde.

In Fort William fand ich eine schöne Herberge mit einem Trockenraum, den ich sofort in beschlag nahm. Neben meinem Schlafsack und meinen Schuhen trocknet dort auch mein Zelt schön aufgehängt. Nach einer HEISSEN Dusche kann ich heute Nacht in einem richtigen Bett schlafen und habe sogar genug Geld um Brot zu kaufen.

Morgen geht es mit neuer Energie nach ‚Loch Ness‘.