Der Winter ist vorbei – März 2021

Ich habe immer die Selbstständigkeit der Festanstellung vorgezogen und bin ja seit inzwischen über zwanzig Jahren im Eventbereich unterwegs.

Viele meiner Kollegen in der Veranstaltungsbranche kämpfen seit über einem Jahr mit den Auswirkungen der Pandemie und dem damit einhergenden Berufsverbot.
Viele haben versucht sich notgedrungen in andere Bereiche einzuarbeiten und wir werden sehen wer das Licht an macht wenn irgendwann wieder die ersten Konzerte gespielt werden dürfen.

Für diesen Winter hatte ich dann auch mal einen Arbeitsvertrag unterschrieben und so war ich seit November dann doch wieder mit dem LKW unterwegs.
Diesmal für eine Spedition aus Wuppertal.

Wenn ich mich für einen Job entscheide gibt es einen wichtigen Grundsatz:
Der Hund kommt mit. Mir ist egal was die anderen darüber denken, wie die Regeln in der Firma sind oder was irgendwer tut oder nicht tut.
Wir sind ein Team und wenn Ves nicht erwünscht ist, ist es auch nicht der richtige Platz für mich.
Bei diesem Thema gibt es keine Diskussion. 

Ich muss zugeben dass ich die Fahrerei nach der ersten Woche gerne an den Nagel gehängt hätte.

Hinsichtlich der zunehmend schlechten Stimmung in Deutschland kam auch mir der Gedanke dass dieser LKW Ausflug sich durchaus zur neuen Normalität entwickeln könnte.
Natürlich ist es, wie so vieles Andere auch, eher Kopfsache. Manchmal brauche ich da eine kleine Erinnerung aber dafür sind Freunde ja da.
Ausserdem konnte ich mich immer mit der Tatsache motivieren dass ich ja eigentlich nur zum Spaß im LKW sitze und jeden Tag einfach aufhören könnte.

Traditionell hat die Post ja in der Weihnachtszeit immer etwas mehr zu tun aber, bedingt durch die Coronaeinschränkungen im Einzelhandel, war die Situation schon sehr extrem und so war ich die erste Zeit als einer von fast 10.000 zusätzlichen Fahrern für DHL unterwegs um die Flut von Onlinebestellungen zu bewältigen.

Zwei Monate wollte ich unterwegs sein, jetzt sind es fast vier geworden und wenn es nach der Spedition geht würde ich auch so schnell nicht wieder aussteigen. 

Ich habe es mir so ausgesucht. Ich wollte keine Wohnung bezahlen und brauchte einen warmen Schlafplatz also bin ich für ein paar Monate in ein 4,5 qm großes Führerhaus eingezogen und die Standheizung hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Ob es Spaß gemacht hat? Sagen wir mal dass es zu dieser Zeit nicht der schlechteste Job war.
Immerhin habe ich mal wieder ein paar neue, interessante Sachen gesehen.
Während Deutschland in einen Lockdown Winterschlaf gefallen ist war ich plötzlich systemrelevant, auch wenn diesmal niemand geklatscht hat.
Als Ausgangs- und Reisebeschränkungen in Kraft getreten sind war ich täglich über 500km unterwegs und bin irgendwo in Deutschland durch den Schnee gestapft.
Bei dem vielen Sitzen, teilweise bis 12std täglich, habe ich die Hundespaziergänge mindestens so sehr genossen wie der kleine Kerl.

Nebenbei konnte ich sogar ein wenig Geld ansparen sodass ich mich jetzt in Ruhe auf das nächste Abenteuer vorbereiten kann.

Eigentlich war es ein Winter- campingtrip. Natürlich „reise“ ich wie die meisten Fernfahrer mit Gaskocher, Kaffeemaschine und Kühlschrank.

Ves hat in unserem gemütlichen Apartment den Beifahrersitz beansprucht oder ist durch das Bett hinter den Sitzen getobt.

Bei nächtlichen Temperaturen bis -20 Grad war ich froh dass die Standheizung funktioniert
Der Tank ist voll. Auf geht’s zur nächsten Etappe

Ich habe während der Pausenzeiten an meinem Ausrüstung gebastelt. Teilweise sah der Parkplatz eher nach Werkstatt aus und ich habe einige interessierte Blicke bekommen wenn ich mit Akkuschrauber und Säge mal wieder an meinem Bett oder dem Dachträger gearbeitet habe.
Ich habe jetzt eine Markise am Auto und eine Standheizung.
Das Solarpanel ist installiert und zusätzliche Halterungen für Dieselkanister und Gas.
Mein Bettkasten ist jetzt klappbar und ich habe passgenaue Vorhänge.

Immerhin, nachdem die Möbelhäuser und Baumärkte Mitte Dezember schließen mussten hatte ich keine Probleme mehr einen Parkplatz fürs Wochenende zu finden.

In meinem LKW Alltag bekomme ich von den Coronamaßnahmen nicht viel mit. Ich bin sowieso den ganzen Tag alleine und gehe ohnehin nur selten einkaufen. Tiergeschäfte und Supermärkte sind geöffnet und auch bei den Baumärkten gab es keine Probleme. Wenn ich mit meinem Gewerbeschein schon kein Geld verdiene ist er wenigstens gut genug als Eintrittskarte um Schrauben und Kabel kaufen zu können.

Wir alle kennen die Parksituation an deutschen Autobahnraststätten.
Ich habe großen Respekt vor den Menschen die diesen Job 40 Jahre oder länger machen. In diesem Pandemie Winter war alles noch etwas komplizierter, mit geschlossenen Rasthäusern und unzugänglich WC Anlagen.
Mit Truckerromantik hatte das auf jeden Fall nichts zu tun.

Immerhin hatte Ves Spaß die Ratten auf den stinkenden Parkplätze zu jagen.

Geschlossene Raststätten und Toiletten
Kaffee und Toast – Frühstück

Natürlich war es klar dass ich die Firma vor Ablauf der sechs monatigen Probezeit wieder verlassen werde (jedenfalls mir).
Inzwischen habe ich genug von Autobahnen und deutschem Winter.
Es wird wieder Zeit etwas Sinnvolles zu machen.

Nicht vermissen werde ich die Nächte in irgendwelchen Gewerbegebieten ohne Dusche und Toilette.

Wo ich hin will weiß ich mal wieder nicht aber das hat ja in der Vergangenheit immer zu interessieren Begegnungen geführt.

Mein Auto steht auf dem Speditionshof in Wuppertal und am Freitag mache ich mich zum letzten Mal auf den Weg quer durch Deutschland.

Der Verkehr im Ruhrgebiet in einem Bild erklärt

 

 

 

Kranverladung am Güterbahnhof in Wuppertal

Die Einfahrt zum DHL Logistikzentrum in Radefeld bei Leipzig
Dachausbau

24tonnen Beladung bei Thyssen in Dortmund

Warten gehört zum Alltag
Bastelbude
Waldspaziergang
Gute Nacht