Iran

Zunächst einmal die Eckdaten. Der Iran (offiziell: Die islamische Republik Iran) ist mit 1.650.000 qkm viermal so groß wie Deutschland.
Die Sommer sind im allgemeinen heiß, Winter im Norden und in den Bergen kalt mit Schnee, im Süden sehr mild.

Nach deutschem Verständnis, so habe ich es jedenfalls in der Vorbereitung empfunden, ist der Iran gefährlich. Tatsächlich gilt er aber als eines der sichersten Reiseländer weltweit.

99% der Bevölkerung sind Muslime.
Alkohol und Drogenbesitz/ Konsum ist verboten und kann mit der Todesstrafe geahndet werden.

Trotzdem habe ich auf der gesamten Tour in keinem anderen Land so viel Alkohol angeboten bekommen wie im Iran.

Es gilt der persische Kalender, z.Zt. befinden wir uns im Jahre 1397 und das Wochenende liegt auf Donnerstag und Freitag wobei der Freitag als arbeitsfrei gilt.

Frauen tragen den „Hijab“, eine Art Kopftuch welches die Haare möglichst komplett abdecken sollte.
Lange Kleidung über die Handgelenke und Knöchel sind selbstverständlich und ein weiter Pullover oder Mantel in der Öffentlichkeit natürlich auch.
Jede Art von äußeren Reizen, Schmuck, enganliegende Kleidung, Nagellack oder gar sichtbare Haut im Nackenbereich verträgt sich nicht mit den kulturellen Idealen.

Eine extremere Form ist der Tschador. Ein großes schwarzes Bettlaken das den kompletten Körper umschließt.

– Hierzu eine kleine Anekdote –
Die Straßenbeleuchtung ist nicht immer gut auf iranischen Straßen und es ist nicht immer einfach die Tschador Frauen im dunkeln zu erkennen. Mein Vorschlag das Bettlaken mit Weihnachtsschmuck (für bessere Visibilität) zu behängen wurde mit dem Argument abgewiesen dass es keinesfalls der Idee des Islam entspricht irgendeine Aufmerksamkeit zu erregen.

Der Iran war in den 70er Jahren ein gut entwickelter Staat mit fast westlichen Werten und westlichem Einfluss.
Nach der Revolution 1979 wurde der Schar aus dem Land vertrieben und der religiöse Führer Ayatollah Khomeini kehrte aus seinem französischen Exil zurück. Die islamischen Werte wurden vom Staatsapparat übernommen und als Gesetz definiert.

Heute wacht eine „Religionspolizei“ über die Einhaltung.


Männer haben etwas mehr Freiheit aber lange Hosen sind obligatorisch.

 

Der Iran ist das interessanteste Land in dem ich jemals war.
Es herrscht eine faszinierende Parallelgesellschaft.
An „sicheren“ Orten wie Einkaufszentren, Restaurants aber auch in der Wüste oder in Hotels an denen keine Gefahr besteht auf die „grüne Polizei“ zu treffen wird das Kopftuch oftmals „vergessen oder rutscht „aus versehen“ runter.

Iran ist durch US Sanktionen vom internationalen Devisenmarkt abgeschnitten was vereinfacht bedeutet dass EC- und Kreditkarten nicht funktionieren.
„US Sanktion“ bedeutet dass eine Verbindung zu deutschen Banken theoretisch funktionieren sollte, allerdings hat die USA jeglichen Handel mit dem Iran unter Strafe gestellt und droht bei Zuwiderhandlung auch deutschen Banken mit dem Ausschluss vom amerikanischen Markt.
Da ein USA- Verbot für jedes Unternehmen den Todesstoß bedeuten würde, fügt sich die Wirtschaft den amerikanischen Regeln.

Ich habe meinen kleinen Tresor gut mit US Dollar bestückt und komme damit gut durch.

Im Iran habe ich schließlich komplett den Überblick verloren. Der offizielle Wechselkurs zum Dollar ist 42.000 Rial. Der Schwarzmarktkurs ist dreimal so hoch und schwankt sehr stark. Weil mit so hohen Zahlen offenbar Niemand rechnen kann wird bei den Preisen die letzte Null gestrichen. Dann heißt die Währung Toman. Manchmal fehlen auch alle Nullen.

Der Preis für ein Liter Benzin ist z.B. 1.
Das sind dann 1000 Toman an der Säule. Ich zahle also 10.000 Rial, etwa 25 Cent oder nach dem Schwarzmarkt 8 Cent. Sehr verwirrend.

Der Euro ist noch etwas mehr wert aber weil ich gar keine Euro in der Tasche habe wäre es noch verwirrender wenn ich wieder alles zurück rechnen würde. Benzin wäre dann etwa 6 Cent/ Liter

Um alles noch zu perfektionieren rechnet jeder mit einem eigenen Kurs, was in etwa dem Schwarzmarktkurs entspricht. Auch Hotels, Geschäfte und sogar Wechselstuben und Banken.

Hier ist noch ein lustiges Beispiel:
Eine Nacht im Hostel in Teheran kostet 3 US Dollar pro Nacht.
Online, auf einer Hotel- Buchungsplattform wird automatisch die offizielle Währung berechnet, 126.000 Rial.
Bezahlen kann man nur vor Ort, da erhöht sich der Preis aber auf 36 = 36.000 Toman also 360.000 Rial.
Ist klar, oder?

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Der Verkehr scheint hier fast ein rechtsfreier Raum zu sein.
Auch wenn es Gesetze wie Helmpflicht auf dem Motorrad, Anschnallgurt im Auto oder das einschalten der Scheinwerfer bei Nachtfahrten gibt, scheint es in Realität eher eine Empfehlung zu sein.
Motorfahrer ohne Licht fahren grundsätzlich überall wo sie einen Platz finden. Auf Bürgersteigen, auf Busspuren, gerne gegen die Fahrtrichtung und natürlich ohne Helm. Oft sieht man den Helm auch baumelnd am Lenker.

Natürlich gibt es, wie überall auf der Welt, auch hier das Gesetz dem Willigen das Überqueren der Straße an einem mit Schildern und Markierungen gekennzeichneten Überweg zu ermöglichen. In Wahrheit hält aber niemand an und es ist jedesmal ein Kampf ums Überleben.
Ich bin froh dass Vesuvio aufs Wort hört und nicht ein Zentimeter von meiner Seite weicht wenn wir zusammen die Straße überqueren.
Da ja ohnehin niemand stoppt macht es auch wenig Sinn den Zebrastreifen zu benutzen und darum springen jederzeit diverse Menschen auf der Straße rum.
Alles in allem habe ich persönlich sehr viel Spaß hier rumzukurven.

Ich hatte nur einen kleinen Zusammenstoß mit einem Taxi. Zugegeben, es war meine Schuld weil ich mich an die Straßenmarkierung gehalten habe.
Der Unfallgegner forderte eine Summe mit vielen, vielen Nullen.
Ich habe ihm in Ruhe erklärt dass wir erst einmal die Polizei rufen werden die einen Unfallbericht schreiben wird den wir dann bei der Versicherung einreichen können.
Damit war die Sache dann auch erledigt. Worte wie „Deutsche Botschaft“ und „Polizei“ haben hier eine sehr starke Wirkung.

Ich frage mich wer sich hier die Arbeit gemacht hat die weißen Linien auf die Straße zu pinseln. Um solche Kleinigkeiten kümmert sich wirklich niemand.

Dass die Autos hier gerne ohne Beleuchtung fahren scheint niemanden zu stören. Wild blinkendes Standlicht scheint im Moment auch sehr im Trend zu liegen.
Immerhin fahren nur 10% der Verkehrsteilnehmer auf der falschen Straßenseite (50% der Motorradfahrer) und nur 1% Rückwärts weil er mal wieder eine Abbiegung verpasst hat.

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Ich lerne jeden Tag neue Regeln. So ist es z.B. nicht gerne gesehen wenn der Hund auf der Straße läuft weil es dem Regime zu „westlich“ ist.

Ebenso ist es Frauen nicht erlaubt Motorrad zu fahren

Internet im Iran ist nicht immer ganz einfach. Facebook, YouTube und viele westliche Webseiten funktionieren nur über Proxy Server oder VPN. Instagram und Whatsapp ist (noch) frei zugänglich und sehr populär. 

Im Allgemeinen ist es ein tolles Land zum reisen. Einfach, günstig und sehr nett. Ich hatte keinerlei Probleme und werde gerne zurück kommen.

Ich fahre von hier Richtung Westen und das bedeutet dass ich ab jetzt auf dem Heimweg bin. Ich werde im Februar wieder in Deutschland sein. Bis dahin sind es aber noch 5.000km und acht Länder.

Deutscher Bus? Second Hand Nummernschilder gibt es auf dem Markt
Niemals alleine im Iran
Ves und eine Tschador Frau

Neue Freunde am Strand
Ich war beim Frisör … aber zuerst mal ein Hundefoto

Mein Auto hat ein paar Teile verloren und weil es im Iran keine passenden Ersatzteile für einen Opel gibt wurden die Teile einfach selbstgemacht. 
Viele Grüße an den TÜV. 

Handgemacht ist immer am besten
Es gibt andere Hunde im Iran 🙂
Kaffee am Strand in Bandar Abbas
Gasflasche auffüllen – iranian style – 10m Abstand bitte
beachcamp
überall sind Zuschauer
Pfannkuchen Frühstück im Auto

Ves über den Dächern von Yazd
Morgens ist es kalt in der Wüste
Wracktauchen in Qeshm