Überraschung im neuen Jahr

Das neue Jahr startet mit einer grossen Überraschung.

Ich habe meinen Weg durch Mexico gemacht und bin von San Cristobal, Mexico nach Guatemala eingefahren. Ich habe beschlossen meine Pläne komplett zu ändern und die weiteren 3000 Km nach Panama auf einem Motorrad zurueckzulegen. Mein Fahrrad wird also in den nächsten Monaten im Jungle Hostel in Antigua auf mich warten bis ich wieder da bin. Die erste Testfahrt entlang des Lake Atitlan verlief problemlos. Schon jetzt kann ich sagen dass ein Motor mir erlaubt mehr von den einzelnen Ländern zu sehen weil Abstecher keineswegs Tage sondern nur ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Ob es eine bessere Art zu reisen ist wird sich aber erst mit der Zeit zeigen.

Der Weg zu einem eigenen Motorrad in Guatemala ist nicht einfach und so muss ich vorallen Daniel danken der mich bei diversen Behördengängen und Anwaltsbesuchen unterstützt hat. Wohin es dann nach meiner Rückkehr nach Guatemala geht ist noch völlig unklar. Es wird also ein überraschendes Jahr 2009 für uns alle.

Mexico City, Mexico

Es gibt Einiges nachzutragen. Seit meinem letzten Aufenthalt in Mexico City ist bereits ein Monat vergangen indem ich mich statt auf mein Fahrrad eher auf ausgeschlafene Busfahrer verlassen haben um vorwärts zu kommen. Aus Mexico City ging es zunächst nach Oaxaca, eine zehnstündige Busreise entfernt. Die nächste Station hiess Palenque mit den bekannten Palenque Ruinen. Die Unterkunft hier bestand aus Holzhütten einige Kilometer von der Stadt entfernt, mitten im Jungel. Neben den ebenfalls im Jungel gelegenen Ruinen gab es hier verschiedene Wasserfälle und eine eindrucksvolle Tier- und Pflanzenwelt zu bestaunen. In einer Bus- Boot- Bus- Kombination führte der Weg weiter nach Flores, Guatemala, dem Ausgangspunkt zu den Ruinen von Tikal. Es waren wohl die beeindruckensten aller Ruinen. Riesige Steinbauten sie sich über Kilometer quer durch den Jungel erstrecken. Guatemalas Livingston erinnert an Jamaika. Nicht nur die Tatsache dass es nicht über Strassen zu ereichen ist, sondern auch die Einwohner und das karibische Flair machen diese Stadt einzigartig. Mein Aufenthalt in Belize war dann eher von kurzer Dauer bevor es wieder per Bus zurück nach Mexico ging. Die letzten Ruinen auf meinem Weg standen in Tulum. Sie trohnen auf den Felsen hoch über weissen Sandstränden. Cancun fühlt sich eher nach den USA als nach Mexico an. Burger King, Mc Donalds, Hard Rock Cafe und Hooters lassen mit den hunderten von Hotelanlagen eher an Miami denken. Der Flug von Cancun nach Havana, Cuba dauert nichtmal eine Stunde. Ein Ausflug der sich lohnt. Es ist eine Zeitreise zurück in die 60er. Amerikanische Strassenkreutzer, alte, russische LKWs, Salsamusik und eine besondere Cubanische Lebensart. Leider ist Cuba sehr teuer und es gibt fast keine Möglichkeit Bargeld zu bekommen. Bankautomaten funktionieren garnicht oder haben einfach kein Geld. Noch dazu ist das Embargo der USA an jeder Ecke zu spüren. Marken wie Adidas, BMW, Toyota und Seat sind zwar auch hier vertreten, nach US- amerikanischen Produkten sucht man jedoch vergebens (Coca Cola, Mc Donalds usw.) Zurück ging es nach Cancun und pünktlich zu Weihnachten zurück nach Mexico City. Frohe Weihnachten nachträglich!!!

Mexiko City, Mexiko

Ich bin wieder zurück in der groessten Stadt der Welt (22 Mil. Einwohner). Mein Radl steht gut verstaut in einer Kirche einige hundert Kilometer entfernt. Ich gönne mir mal wieder einen Monat „Urlaub“.

Wie bin ich hierher gekommen? Da gibt es doch eine Geschichte…

Nach zwei Tagen Pause bei der Notfallstation von Raymondville ging es zur Grenze.

Ich war etwas nervoes weil mich die Menschen seit ueber einer Woche vor Banditen, Drogenbaronen, automatischen Gewehren und selbst vor der Polizei gewarnt hatten.

Nach fast sechs Monaten ueberreichte ich nun meine Touristenkarte an den letzten Beamten der „Homeland Security“.

„Mach dir keine Sorgen, es ist nicht so schlimm wie alle behaupten.“ Endlich mal etwas positives.

Die LKWs stauten sich vor dem Grenzposten der USA. Nach Mexico war der Weg frei. Ein Grenzbeamter wollte auf mein Rad aufpassen waehrend ich die Formalitaeten erledigte. Aufpassen? Laut den Warnungen muesste er mein Rad jetzt klauen.

„Woher, Wohin, Wie lange?“ Mit einem neuen Mexiko Stempel ging es weiter, raus aus dem Zollbereich. Keine Taschenkontrolle. Das wurde mir auch anders berichtet. In Matamoros, der Grenzstadt auf der mexikanischen Seite hat die USA kraeftig zugeschlagen. Mc Donalds neben Burger King neben Wal Mart und Pizza Hut.

Zehn Minuten hat es gedauert bis ich die Stadt hinter mir gelassen hatte. Keine Schießerei, kein Ueberfall. Nicht einmal die von mir vermuteten Geldwechsler und „cheap, cheap“ Snackverkaeufer waren zu sehen.

Die Polizisten am Wegesrand zeigten das „Victory“ Zeichen was hier auch „Viva Mexico“ bedeutet und die Passanten und LKWs begruessten mich mit Hupkonzerten und hochgereckten Daumen.

Keine Spur von all den boesen Sachen die mich seit einer Woche so nervoes gemacht haben.

Die erste Probe kam dann bei Tageskilometer 90. Eine Strassensperre der Polizei. Mit der festen Ueberzeugung dass mir eh nichts passieren wuerde rollte ich an der Autoschlange vorbei in Richtung der schwerbewaffneten Polizisten. Fröhliches winken erwartete mich. Gute Fahrt weiterhin.

Die Naechte verbringe ich auf Kirchengelände, immer ein sicherer Ort.

Lake Jackson, Texas, USA

Und mal wieder ein paar Kilometer die Strasse runter. Nach dem Bundesstaat Mississippi ging es nach Lousiana und wir hatten ein paar langsame Tage um die Staatshauptstadt Baton Rouge. Sie wollte einfach nicht von meiner Landkarte verschwinden.

Nachdem wir Raul mit einer neuen Isomatte, einem Gaskocher, neuen Taschen, einer neuen Fahrradkette und einer neuen Gangschaltung ausgestattet hatten ging es dann aber ploetzlich um so schneller. 185 km standen am Ende des Tages zu Buche.

Wir beendeten Lousiana mit einem All- you- can- eat Pannkuchen Fruehstueck. Das war der Grund fuer die NUR 60 km an diesem Tag. Ein voller Bauch radelt halt nicht gern und ein voller Raul schon garnicht.

Noch eine Zeltnacht auf einem Truckstop bevor es hiess, be careful and good bye. Fuer Raul ging es weiter nach Westen. Er hat in den drei Wochen auf dem Rad 25 kg Gewicht verloren. Wenn also jemand auf Diaet ist, ab aufs Rad.

Fuer mich ging es nach Sueden, in die Region um die Halbinsel „Galveston“ die vor ein paar Wochen schwer von Hurrikane IKE getroffen wurde. Die zweistuendige Fahrt durch die Katastrophenregion war die wahrscheinlich deprimierendste Erfahrung die ich jemals gemacht habe. Meine Strassenkarte war groestenteils sinnlos weil die Orte vollstaendig ausgeloescht wurden.

Wegen der Gefahr von Krankheiten und die aus Angst vor Pluenderungen verhaengten Ausgangssperre ist das freie Zelten in der Region verboten und es hat einige Zeit gedauert bis ich schliesslich einen Zeltspot gefunden habe.

Es war die Feuerwehrstation in dem kleinen Ort „Hitchcock“ die mir schliesslich ein Dach anbot. Ein wenig gruselig, nicht? 🙂

Waveland, Mississippi

Es ist mal wieder eine Weile vergangen seit meinem letzten Eintrag. Ich habe meinen Weg von Miami entlang der Gulfkueste fortgesetzt. Die Landschafft in diesem Teil Floridas unterscheidet sich dramatisch von den Straenden und Hotelanlagen an der Ostkueste. Viehweiden, Waldgebiete und Sumpflandschaften erinnern eher an Bundesstaaten im hohen Norden als an den ‚Sunshine State‘.

Die Aussentemperaturen sind zwischendurch auf den Gefrierpunkt gefallen und ich habe meinen Winterschlafsack ausgepackt.Seit fuenf Tagen habe ich einen Radelpartner an meiner Seite. Raul arbeitet sich von der Ostkueste nach Los Angeles. Er hat eine lustige Motivation. Anstatt eine Diaet in heimischer Umgebung zu machen hat er sich aufs Rad geschwungen. Auf den 3500 km vom Kuste zu Kueste moechte er mehr als 50 Kg abnehmen. Die ersten zehn Kilo hat er bereits in den letzten zwei Wochen abgestrampelt.Die Gebiete um New Orleans sind immernoch arbeiten immernoch am Wiederaufbau nach dem schweren Hurrikane von 2005. Fuer zwei Naechte sind wir in einem Zentrum fuer freiwillige Helfer untergekommen.

Kingston, Jamaika

Nachdem ich aus Mexico City nach Miami zurueck gekehrt war, waren die Yachthaefen Floridas immernoch leer. Eine weitere Woche ist vergangen bevor ich einen weiteren Ausflug unternommen habe. Diesmal ging es nach Jamaika.

Der Empfang in Kingston vor neun Tagen war alles andere als freundlich. Ueberall wird vor Gewalttaten, Entfuehrungen und Diebstaehlen gewarnt. Gerade in der Innenstadt sollten diese Uebergriffe wohl an der Tagesordnung sein. Es erschien mir daher weitaus sicherer mit einem Messer im Rucksack den innerstaedtischen Markt zu erkunden. Auf dem Markt angekommen, rannte ich geradewegs in eine Drogenrazia der Polizei. Als „Weisser“ war ich natuerlich das ziel einer Leibesvisitation. Natuerlich haben die schwerbewaffneten Polizisten das Messer in meinem Rucksack gefunden und haben mich erstmal wegen Waffenbesitz verhaftet. Keiner hatte mir gesagt dass der Besitz eines Messers in Jamaika illegal ist. Ich nahm also auf dem Pick- Up Truck neben den anderen Verhafteten platz und wurde zur nahegelegenen Polizistation eskortiert. Nach einigem Warten wurde ich schliesslich zum diensthabenden Officier gefuehrt und musste allerlei Fragen beantworten. Zum Gluck konnte ich glaubhaft versichern dass ich von den Waffengesetzen in Jamaika keine Ahnung hatte und wurde nach der Kontrolle meiner Personalien entlassen. Ohne Messer natuerlich. In den folgenden Tagen bin ich mit den lokalen Bussen um die Insel gesaust und habe die Dunn River Wasserfaelle und Klippen von Negril besucht. Nach dem Schreck des zweiten Tages waren es neun wundervolle Tage an weissen straenden, hellblauem Wasser und beeindruckenden Felswaenden.Ich haeb mich trotzdem entschieden meinen Weg nach Suedamerika durch Mexiko und Guatemala zu machen und nicht durch die Karibik. Neben der finanziellen Situation denke ich dass Zentral Amerika einiges mehr zu bieten hat als die karibischen Inseln. Nach anderthalb Monaten geht es also jetzt wieder aufs Rad. Naechster Halt, Mexiko, in 2000 Kilometern.

Mexiko City, Mexiko

Ich habe Key West nach fuenf Tagen verlassen, weil keineswegs eine Verbesserung der Bootsituation abzusehen war. Nach ein paar weiteren Tagen in Miami habe ich beschlossen eine Auszeit zu nehmen und mich vom Warten zu erholen.Ich bin spontan in die groesste Stadt der Welt geflogen, Mexico City. Mein Fahrrad habe ich in Miami zurueck gelassen und werde meinen Weg von dort aus fortsetzen. Ich verbringe einige lustige Tage im Amigo Hostel direkt in der Innenstadt. Eine gute Adresse. Mexiko ist keineswegs so gefaehrlich wie allgemein behauptet wird. Ich wurde (bis jetzt) trotz naechtlicher Ausfluege noch nicht ausgeraubt. Ein Besuch der Pyramiden von Teotihuacan war neben der Stadt selbst das Highlight der letzten Tage.

Key West, Florida, USA

Nachdem ich in Miami keine Möglichkeit gefunden habe meinen Weg Richtung Süden fort zu setzten habe ich mich auf den Weg nach Key West gemacht. Von Miami sind es 270 km. Ich habe die Strecke in zwei Tagen zurück gelegt, mit einer Uebernachtung bei der Islamorada Feuerwehrstation. Danke für Abendessen und Frühstück und die heiße Dusche.

In Key West wohne ich in der gleichen Herberge die ich auch mit Linda vor drei Monaten besucht hatte. Leider herrscht auch am suedlichsten Punkt der USA Nebensaison und die Yachthaefen sind eher leer. Ich verbringe meine Tage weitgehend mit Herumfragen und Warten. Immerhin kennen mich inzwischen alle Leute die etwas mit Touristen oder Booten zu tun haben. Ich hoffe in den naechsten Tagen habe zahlt es sich aus und ich finde eine Bootspassage Richtung Süden.

Miami, Florida, USA

Nach 2150 km in 18 Tagen bin ich in Miami angekommen.

Die letzten Wochen hatten es in sich. Es ging entlang der einsamen Küsten von North- und South Carolina was sich mit der Zeit zu einem Rennen mit dem tropischen Sturm Hannah entwickelte. Nach einer drei- Tagesflucht verschließ ich South Carolina kurz bevor der Sturm die Küstengebiete verwüstete.

Durch die Sumpfgebiete von Georgia strampelte ich meinen Weg hinein nach Florida.

Am 7. September hatte ich neben meinem 27. Geburtstag auch die 8000 km Marke und die „Grenzüberschreitung“ nach Florida zu feiern.

Hurrikan IKE zeigte sich kurz bevor er dann Richtung Mexiko abdrehte. Starker Gegenwind brachte einige harte Tage mit sich.

Es gibt einige Menschen denen ich danken muss:

Scooter, für den Surfunterricht.

Den Leuten von Parker Tankstellen für ruhige Nächte und guten Kaffee.

Leopold’s Ice Cream Savannah, Georgia.

Oak Hill Feuerwehr und allen anderen Feuerwehrstationen.

St. Barts Coffee Co. Ft. Lauderdale.

Jetzt bleiben einige Tage zum Ausruhen bevor ich mich auf den Weg in die Karibik mache.

 

Cedar Island, NC, USA

Es geht nach Süden. Radeln entlang der Küste bringt einiges an Abwechslung mit sich. Sand, Brücken und Fähren. Dazu kommt das Wort das ich langsam nicht mehr hören kann. Hurrikansaison. Über dem Meer toben einige Stürme und bringen Regen und Wind über die Küste. Abwechslung ist also weiterhin garantiert.

In North Carolina sind nicht nur die Gebrüder Wright zu ihrem ersten Flug gestartet, auf Grave Digger hat hier das Fliegen gelernt.

Nach zwei Tagen Regen und Gegenwind entlang der „Outer Banks“ bin ich heute in Cedar Island. In diesem kleinen Ort gibt es absolut nichts zu tun, der perfekte Platz um einen Tag auszuruhen.

Ich habe mein Zelt direkt hinter der Touristeninformation aufgeschlagen und Mandy und Menzette behandeln mich wie ihren Sohn.